
Hochwertige Bio-Produkte zu einem angemessenen Preis zu vermarkten, um auch davon leben zu können, ist eine Herausforderung im Bioladen-Alltag: Der eigene Aufwand steigt mit dem Qualitätsanspruch, gleichzeitig soll das eigene Angebot für die Kunden erschwinglich und attraktiv sein. Starke Herausforderungen in einem sich wandelnden Markt - findet man dann überhaupt noch Zeit für eine Pause?
Das erste Halbjahr 2018 ist geschafft...
… jetzt drehen sich die Gedanken um Sommerzeit und Urlaubszeit. Sich immer wieder eine Pause/Auszeit zu gönnen ist absolut "notwendig". Aber gerade im Einzelhandel haben Inhaber und Unternehmer aufgrund der Sechstagewoche und dem wichtigen Geschäft rund um die Feiertage, wie beispielsweise Weihnachten oder Ostern, nur wenig Gelegenheit, die Füße auch mal wirklich hoch zu legen...

Also gönnen sie sich zumindest im Sommer ein paar freie Tage, in welchen sie sich nicht mit Kalkulation, Personalplänen oder Bankgesprächen beschäftigen. Eine solche bewusste Auszeit kann und sollte dazu genutzt werden, den Alltag und die Vergangenheit zu reflektieren und so auch die ein oder andere Entscheidung zu überprüfen. Gerade strategische Entscheidungen und Weichenstellungen sollten mit der notwendigen Ruhe und Gelassenheit getroffen werden. Wir empfehlen den Akteuren im Naturkosthandel eine eigene Bestandsaufnahme zu machen und dabei die aktuelle Marktentwicklung mit einzubeziehen. Nur wer seine jetzige Situation kennt und sich mit der Zukunft auseinandersetzt, bleibt nachhaltig wettbewerbsfähig.Die Jahre 2016 und 2017 waren geprägt von Umbrüchen; in den letzten Monaten scheint sich der Wind nun langsam zu drehen und man spürt vielerorts eine aufkommende Ruhe (vor dem nächsten Sturm?).
Für das erste Halbjahr 2018 können wir auch über eine positivere Umsatzzuwachs-Entwicklung berichten. Aufgrund des Wandels muss man immer mehr Unternehmer werden und wachsam bleiben, denn manche Entwicklungen scheinen die Branche ohne Vorwarnung zu überraschen, und Dinge, die noch vor kurzem als "unmöglich" galten, werden plötzlich vorstellbar! Vielleicht ist es ja gerade dieser gefühlte Umbruch, über den es in den Sommermonaten nachzudenken lohnt um unternehmerische Entscheidungen zu treffen....
Im Bioladen heute die Weichen stellen
Der traditionelle Lebensmittel Einzelhandel hat seine Bio-Sortimente in 2017 und 2018 erheblich erweitert und präsentiert diese aktuell mit großen Werbeaufwand. Ist das nun eine Gefahr für inhabergeführte Bioläden oder kann die Naturkost-Branche davon vielleicht sogar profitieren??
Ein einfaches "Weiter so" wird sicher absehbar zu Problemen führen: Durch den zunehmenden Wettbewerb (durch Edeka & Co) sind gerade auch erfolgreiche Bioläden gezwungen, sich stärker zu profilieren und sich am Markt klar zu positionieren. Wir gehen davon aus, dass es in Zukunft nicht mehr genügt - „Einfach nur Bio-Lebensmittel zu verkaufen“. Kunden wollen Einkaufserlebnisse und Geschichten und dies kann auch geliefert werden. Jedoch fehlt oft die Zeit (und Lust) aus einer Idee ein umsetzbares Konzept zu entwickeln und sich um die praktische Umsetzung zu kümmern.
Gerade von den heutigen noch inhabergeführten Bioläden und Biomärkten wünschen sich die mündigen Verbraucher mehr als "nur" korrekte ökologische Lebensmittel: Zum einen geht es oft um manchmal auch banal wirkende Dinge wie Freundlichkeit, Dienstleistung, Service und Produktvielfalt, zudem jedoch auch um Glaubwürdigkeit, Authentizität und Individualität. Wir wissen, dass es für viele „Selbstverständlichkeiten“ sind – aber es geht darum genau dieses „Selbstverständnis“ auch sichtbar in die Welt zu tragen! Einen möglichen Weg dazu bieten Soziale Netzwerke und besonders Facebook, hat sich als ein sehr effektiver Kanal etabliert - sofern er richtig eingesetzt wird, können gerade hier die Geschichten hinter den Produkten erzählt und eine persönliche Bindung erreicht werden. Der inhabergeführte Fachhandel muss seine Alleinstellungsmerkmale präzise entwickeln und sie zielgerichtet und überzeugend kommunizieren, um am Markt dauerhaft Bestand zu haben und nicht austauschbar oder überflüssig zu werden.
„Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist.“
Henry Ford
Die richtigen Fragen stellen

Um auch die eigenen Kompetenzen in dem immer stärker umkämpften Marktumfeld zu kennen und auf- oder auszubauen, ist es manchmal sinnvoll sich einfach mal zu überlegen wofür das Unternehmen, der Laden steht? Ist er für meine Kunden noch attraktiv? Kennen die Mitarbeiter die Philosophie und können sie dies auch an die Kunden vermitteln?
Um so etwas wie "Betriebsblindheit" zu vermeiden, oder einfach zu erfahren mit welchen kleinen Kniffen sie die Wirkung ihres Betriebes noch verbessern können ist manchmal ein Impuls von außen sinnvoll. Gerade wenn es gilt die eigenen Entwicklungen einzuschätzen wird die Nutzung der eigenen betrieblichen Daten im Vergleich zu Betrieben mit ähnlichen Strukturen immer wichtiger. Externe Dienstleister (v. a. Stakeholder) brauchen immer mehr verlässliche Informationen über die betriebliche Entwicklung. Eine klare Markteinschätzung auf der Basis stabiler Marktinformationen schafft einen echten Mehrwert. Oder sie nutzen die anstehenden Biomessen im Herbst und holen sich Tipps von Branchenexperten.
„Wenn alles gegen dich zu laufen scheint, erinnere dich daran, dass das Flugzeug gegen den Wind abhebt, nicht mit ihm.“
Henry Ford
In jedem Fall macht es Sinn, die eigene Situation im aktuell wieder sehr dynamischen Naturkostfachhandel mit möglichst wenig Emotionen und mit Abstand zu betrachten. Da kommt der Sommer doch vielleicht gerade recht...

Mit diesen Gedanken wünschen wir allen Händlern, Herstellern und Akteuren der Branche ein paar schöne, erholsame und umsatzstarke sowie ideenreiche Sommermonate!
Wir stehen für ihre Fragen und Ideen gerne zur Verfügung.
Marion, Simon, Klaus und Karin